Zucht ist doch keine Arbeit, das macht die Hündin doch alles alleine...

Viele Menschen denken, dass das Züchten keine Arbeit macht. Als Gedanke sehr schön, aber in der Realität ganz anders. 

Auch wenn das Züchten ein Hobby ist, ist es meist ein 24 Stunden Job. Auch wenn das die Wenigsten glauben.

Es fängt ja damit an, dass man nicht einfach mal so losgeht und seinen Hund auf einer Ausstellung zeigt und dann ist er gleich zuchttauglich. 

Es beginnt mit vielen Tierarztbesuchen, die wie jeder weiß der schon mal ein Tier hatte, nicht nur lange dauern sondern auch sehr kostspielig sind. Dann muss man für die Ausstellungen üben. Es reicht nicht, mal so im Kreis zu laufen und den Hund irgendwie auf den Tisch zu stellen. Das muss man intensiv und oft üben. Dann kommt die Ausstellung, auf die man sich natürlich auch vorbereiten muss. Der Hund muss dann richtig "schick" gemacht werden. Waschen, föhnen, kämmen, Nägel schneiden, Zotteln abschneiden, Zähne putzen.... und so weiter.  Dann muss man noch alles was man so auf einer Ausstellung und einer Zuchttauglichkeitsprüfung braucht zusammenpacken und fährt meist schon in den frühen Morgenstunden los.

Ist alles erfolgreich verlaufen, kann mit der Hündin die Zucht beginnen... sehnsüchtig wird auf die nächste Hitze gewartet. 

In der Zeit sucht man den "perfekten" Deckrüden. Viele Abende gehen dafür drauf, sich Ahnentafeln und Rüden anzusehen, mit den Züchtern zu sprechen und sich den Nachwuchs des Rüden zu betrachten bis der passende Rüde gefunden ist. Ein guter Züchter schaut sich die Vorfahren seines Hundes an und versucht dann einen Rüden zu finden, der zu seiner Hündin passt. 

Es ist so weit.

Die Hitze beginnt. 

Akribisch schreibt jetzt der Züchter auf wann die Hündin mit der Hitze begonnen hat, er beobachtet das Tierchen und untersucht es täglich um den perfekten Zeitpunkt zum Decken nicht zu verpassen. Und wieder zum Tierarzt... es wird der S

erum-Progesteronspiegel bestimmt, dieser zeigt an, ob der richtige Deckzeitpunkt gefunden ist, meist muss man 2 bis 4 mal zur Blutentnahme bis es so weit ist. 

Juhu, der Test zeigt einen guten Wert. Auf geht es zum Deckrüden... Meist ist es eine Fahrt die sich über mehrere Stunden auf der Autobahn hinzieht, denn in den wenigsten Fällen wohnt der Züchter mit dem tollen Rüden gleich um die Ecke. Meistens lässt man die Hündin für zwei oder drei Tage beim Rüden und holt sie dann, in der Hoffnung dass es geklappt hat wieder ab. Oder man nimmt sich ein Zimmer im Ort. Wenn man denkt, dass es geklappt hat, geht es wieder ab nach Hause. Dann beginnt das Warten und Hoffen... Ein gutes Zeichen ist, wenn die Hündin sich nach ein paar Tagen nach dem Decken übergibt, wie bei uns Menschen auch leiden manche Hündinnen an Morgenübelkeit. Leider gehen sie nicht zum Klo sondern brechen einem auf die Bettdecke oder auf den guten Teppich unter dem Esstisch. Alles wieder sauber schrubben ist angesagt, nicht nur einmal, nicht nur zweimal, nein mehrmals täglich. In der kompletten Zeit der Trächtigkeit brauchen die Hündinnen besonders viel Aufmerksamkeit und viele Streicheleinheiten.

Nach ca. 5 Wochen geht es dann zum Ultraschall um zu sehen, ob es geklappt hat und wie viele Babys in Zukunft durch die Wohnung rennen. In dieser Zeit sind die Hündin und auch die Babys sehr anfällig. Die Hündin sollte keine groben Spiele mehr spielen und braucht spezielles Futter um alle Nährstoffe für sich und die Babys zu bekommen. Eine Woche vor dem errechnetem Geburtstermin baut man die Wurfkiste auf, und gewöhnt die Hündin an diese, denn da soll sie ja ihre Babys bekommen, daher muss sie sie als bequem und herrlich empfinden. 

Da der Bauch der Hündin jetzt dick und rund ist, kann sie nicht mehr so viel auf einmal fressen, sie bekommt die Nahrung in kleinen Portionen über den Tag verteilt. 

Ein paar Tage vor der Geburt geht man noch mal zum Röntgen, der Sicherheit halber. Man packt alles zusammen, was man so für eine Geburt braucht und alles kommt griffbereit in die Nähe der Wurfbox. 

Wenn die ersten Anzeichen der bevorstehenden Geburt zu sehen sind, schläft der Züchter kaum noch, er will ja nichts verpassen und im Notfall eingreifen bzw. schnell zum Tierarzt fahren können, falls was schief geht oder nicht so läuft wie es laufen sollte. Diese Zeit kann sich über Tage hinziehen und sind nervlich gesehen verflucht anstrengend. Wer jetzt denkt, dass es nach der Geburt ruhiger verläuft, der irrt gewaltig.

Die Geburt beginnt... die Welpen kommen zur Welt, schafft es die Hündin alleine und braucht keine Hilfe, ist es super gelaufen. Aber es geht nicht immer so reibungslos zu. Oftmals bekommen Hündinnen eine Wehenschwäche und der Tierarzt muss gerufen werden um ein wehentreibendes Mittel zu verabreichen oder man muss mit der Hündin los zum Kaiserschnitt weil ein Welpe quer liegt.

Wenn dann die Welpen da sind, braucht die Hündin Kraftfutter und meist Zusätze wie Kalzium für die ersten Tage. Die frisch gebackene Mama braucht auch in dieser Zeit der viel Aufmerksamkeit und sie sollte vom Tierarzt untersucht werden, ob auch wirklich alles aus der Gebärmutter raus ist. Die Welpen müssen jeden Tag gewogen und alles dokumentiert werden. Die Wurfbox muss sauber gemacht werden, Jeden Tag frisch desinfizieren! Alle zwei Wochen muss man die Welpen entwurmen lassen (oder man gibt ihnen selber das Entwurmungsmittel, wir selber nutzen den ersten Tag der Entwurmung und lassen gleich alle Welpen und die Hündin von Tierarzt untersuchen). Wenn die Kleinen dann anfangen normal zu fressen (ca. ab der 5. Lebenswoche) brauchen auch sie spezielle Welpennahrung. Ab diesen Zeitraum heißt es alle Stunde Pipi und Kaka weg machen, den die Hündin zuvor immer weggemacht hat. Auch laufen die Kleinen jetzt rum und weil sie ihre Zähnchen bekommen, fangen viele schon an, an allem rum zuknabbern, Tisch- oder Stuhlbeine sind genauso beliebt wie Hausschuhe und Teppichkanten. Apropo Teppich.... dieser wird sehr gerne als Welpentoilette genutzt. Der Hündin sollte jeden Tag das Gesäuge massiert werden, auch wenn die Kleinen noch säugen. Die Welpen müßen jetzt lernen was es so im Alltag alles an Gegenständen und Geräusche gibt und das Bespaßen und Kuscheln mit den Kleinen darf natürlich auch nicht zu kurz kommen. Die Welpen müssen dann noch geimpft und gechippt werden und der Zuchtwart kommt um sich alle und alles anzusehen. Viele Welpeninteressenten rufen an und schreiben Mails die man beantworten muss. Einige kommen auf eine Tasse Kaffee vorbei und besuchen die Kleinen. Wie das so mit Besuch ist, das sind dann keine 10-15 Minuten, nein, das sind dann mal gleich 1-2 Stunden pro Besucher. 

Dann fährt der Züchter los und kauft alles was die Welpen mit in ihr neues Zuhause nehmen sollen. 

Am Ende steht der Tag des Abschiedes.... Der Kaufvertrag wird ausgedruckt. Alles zusammen gepackt und den Welpen der ausziehen soll noch mal richtig gekuschelt. Das Abholen dauert dann auch noch mal so 2 Stunden, denn der Züchter gibt noch Tipps und erklärt Tricks wie die Eingewöhnung ins neue Heim für alle leichter zu gestallten ist. 

Dann fährt der Welpe mit seiner neuen Familie weg... (das tut wirklich weh, denn der Züchter hat den kleinen Fraz vom ersten Herzschalg an frischer Luft begleitet. Ich selber muss immer weinen, wenn ich mich von einem unserer Schützlinge verabschieden muss. Aber auf der anderen Seite bin ich glücklich, dass der kleine Spatz ein neues Zuhause bei Menschen hat, die ihn sehr lieben werden und wo er es bis ans Ende seiner Tage so richtig gut haben wird und er eine richtige Bereicherung für seine neue Familie sein wird. 

Damit ist es aber noch lange nicht vorbei... Egal welches Problem oder welche Frage die neuen Welpenbesitzer haben, sie können sich immer an ihren Züchter wenden.